Schon seit einer Weile steht es groß im Kalender: Zittauer Gebirge - Erstbegehung Ende Oktober! Mit Jens schon seit langer Zeit geplant, ging es am Freitag in der Früh zusammen mit Joni als Fotograf in knapp 3h nach Jonsdorf. Nach großem Hallo haben wir erstmal bei einer gemütlichen Tasse Tee zusammen mit Tobi alles nochmal besprochen. Danach wurden die Sachen gepackt und der ewig lange Zustieg von ca. 5 Minuten (was gäbe ich zu Hause dafür!) gemeistert. Das Wetter ließ Gutes hoffen: Kühl, leicht sonnig und ein bisschen Wind.
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Das Bürstensortiment ist gezückt, eskann los gehen! |
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Hardware |
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Joni auf dem Weg in die Fotografierposition |
Vor Ort haben wir die Quacke erstmal von allen Seiten erkundet und haben von oben schonmal das Fotografenseil befestigt. Damit wir nicht in der totalen Dreckschleuder aussteigen müssen, wurde erstmal grob von Nadeln gesäubert. Danach hieß es am Einstieg erstmal Crashpads sortieren, denn wir wollten die Einstiegshangel ausbouldern. Schon von unten konnten wir die drei Teile des Weges erkennen: Zuerst eine linksgeneigte Hangel, dann würde wohl ein Mantle oder so auf ein rundes Band die ersten Schwierigkeiten bieten. Als Schlussbuquet gab es dann noch einen Bauch, über den wir irgendwie drüber mussten, um eine rollige Rinne hinaufzuklettern. Mal schauen.
Jens gebührte der erste Versuch, schließlich ist er der Grund, warum wir alle hier sind. Nach einigen Versuchen und getroffenen und verfehlten Absprüngen hat er sein Projekt auch für uns frei gegeben - zu groß war die nervliche Anspannung. Also ging Tobi gleich dazu über, mit seinem reichhaltigen Bürstensortiment alles auf Hochglanz zu polieren. Nach einigen Diskussionen, wo wir denn welche Ringe setzten könnten, entschieden wir uns, den Weg ein bisschen besser als unbedingt nötig abzusichern, schließlich sollte es auch noch Wiederholungen geben und nicht alle wegen der ungesicherten Hangel abgeschreckt werden. Ich hatte schließlich die Ehre, mit dem ganzen Geraffel einzusteigen. Da wir alle zusammen noch keinen Cliff gesetzt hatten, habe ich eine Sonderspezialanfertigung von Robert Leistner erstmal nur gesetzt und bin wieder abgeklettert. Von unten dann die Zugprobe - alles hielt. Also runterschleudern und nochmal einsteigen. Vorsichtig in den Hook setzen - hält. Robert´s Spezialanfertigung ist wie gemacht für die Stelle! Ab jetzt ist arbeiten angesagt: Bohren, ausbürsten, auspusten, Kleber einfüllen, Ring reinklopfen. Insgesamt dauert das Prozedere ca. 20 Minuten und war weniger anstrengend als ich befürchtet hatte.
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Jens testet die ersten Hangelmeter an |
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Bohren... |
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... putzen und kleben... |
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... und schließlich den Ring reinkoppen. Fertig! Der erste Ring sitzt. |
Die Wartenzeit von 2h überbrücken wir, indem wir uns im (neu begangenen) Talkamin (III) den Kreislauf wieder hochschubbern. Nicht schwer, aber ein bisschen anstrengend.
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Talkamin (III) - ein bisschen Adr-feeling kommt schon auf |
Nachdem wir bei Tee noch über die üblichen Kletterphilosophien geschwärmt hatten, war die Aushärtezeit um. Jens verzichtete darauf den 2. Ring zu bohren, also ging ich wieder ins scharfe Seilende. Entspannt den 1. Ring geklinkt (welch ein Gefühl!) ging es bis zum Ende der Rippe. Auch hier gab es wieder eine recht gute Cliff-Position, die aber permanent nach links belastet werden wollte. Komplett ausgefahren wurde das 2. Ringloch gebohrt, schon anstrengend. Als Schlüsselstelle erwies sich jedoch das einpressen den Klebers. Nachdem das geschafft war und der Ring festgekloppt im Fels saß, habe ich am 1. Ring abgeseilt. Die Zeit war schon fortgeschritten, also Sachen packen und Heim. Mit Tobi bin ich noch Mischdüsen und Abendessenszutaten kaufen gefahren und danach wurde in der Blockstube edel geköchelt, damit wir unsere Energiereserven wieder aufstocken konnten. Der Abend wurde dann auch ein wenig länger...
Der Samstag begann mit einem guten Frühstück und dann packten wir uns ein wie die Michelinmännchen: 3°C. Am Wandfuß angekommen schien zum Glück die Sonne in die Wand und der Lagerplatz war windgeschützt. Jens durfte anfangen und konnte den 2. Ring auf sturzsicherheit testen. Die Züge am 2. Ring vorbei schienen echt schwer zu werden... Genau das richtige für unseren Boulderer Tobi. Ausgestattet mit einer Reihe verschiedener Bürsten putzte, probierte und stürzte er fast 1 Stunde am Ring herum... Schließlich hatte er eine Sequenz heraus, bei der man ein paar kleine Aufleger festknallen musste und einen weeeeeiiiiiten Kreuzzug in eine Fingerkuppendelle machen. Das Hauptproblem war, dass der Fels ganz schön rollig war. Die Reihe war wieder an mir und nach einigen Versuchen hatte ich Tobi´s Sequenz für mich optimiert und hockte im überwölbten Band. Ein paar Heidelbeerbüsche vor mir band ich mit einer Schlinge zusammen und das sollte meine Sicherung zum Ringbohren sein. Freistehend habe ich nun die nächste halbe Stunde damit verbracht, den Ring in den Fels zu bekommen. Die Waden haben gebrannt... Nach vollendetem Werk ging es wieder für 2h Trockezeit hinunter. Wir nutzten auch hier die Wartezeit damit, dass Jens seinen Sack im "schwersten AW des Gebirges" am Waltersdorfer Turm erneuern konnte.
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Jens auf dem Weg zum 2. Ring |
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Tobi an ungefähr der gleichen Stelle |
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Bei einem der vielen Versuche, die Schlüsselstelle zu klettern. Die Ziel-Delle ist noch weiter links hinten.... |
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Ein bequemer und gut gesicherter Standplatz zum bohren ist einfach alles... |
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Jens im AW (IV) am Waltersdorfer Horn |
Jetzt galt es: Wir hatten noch eine Stunde bis es anfing zu dämmern, also Gas geben. Uns war mittlerweile klar, dass wir am 3. Ring bauen mussten. Nach einer kurzen Aufwärmpause am 2. Ring hab ich einiges an Flugmeilen sammeln müssen, weil (meist beim letzten schweren Zug) die Füße von den kleinen, abschüssigen Tritten gerutscht sind... Nervig. Der Abend brachte wieder ein bisschen Feuchtigkeit, was die Griffe nicht leichter halten ließ... Irgendwann hatte ich mir selbst meine letzten Versuch gegeben und mit dem letzten Körnchen konnte ich den rettenden Griff festhalten. Der Weg war eigentlich schon fast in der Tasche. Tobi kam nach und positionierte sich als Baumann. Nach einem Testlauf trampelte ich ihm auf den Schulterblättern rum und konnte mich Zentimeter für Zentimeter zum Tritt hochschieben lassen. Die letzten Meter der Rinne waren dann nur noch Form. Nachdem Tobi hinterhergekommen ist und sich Jens auch noch von unten hinaufgearbeitet hatte, konnten wir unsere Freude nicht mehr zurückhalten. Mittlerweile war es schon recht dunkel und schon beim Abstieg ging die Diskussion um Schwierikgeitsgrat und Name los. Da auch die Quacke höchstwahrscheinlich noch nicht ernstgenommen wurde, musste auch dafür noch ein Name her. Herausgekommen ist dabei folgendes:
ASSISTENT (keine AÖ, aber Baum)
AW - I - In der Schartenseite Riß zG.
TALKAMIN - III - Sebastian Flemmig, J. Findeiß, J. Theilig, T. Vogel, 24.10.2015: Rechts in der Talseite engen Kamin auf Absatz. Rechts Wand zG.
KUCKUCKSEI - VIIIb - Sebastian Flemmig, T. Vogel, J. Findeiß, 25.10.2015: Rechts in der Talseite linksgeneigte Hangel (2R) zu Band (R). Unterst. Rinne kinksh. z. Abs. Bel. zG.
Am Abend gab es nochmal Gourmetessen und die ersten Videoschnipsel wurden betrachtet... Ich bin schon freudig gespannt...
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Dieser Zug bringt einemzum verzweifeln... In einem der vielen Durchstiegsversuche.... |
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Die finale Hürde: eine klassische Baustelle. Freigeklettert bestimmt bei guten Bedingungen auch möglich, aber weit jenseits unserer Möglichkeiten |
Am Sonntag ging es nochmal bis Mittags an die Wilde Sau, wo Tobi sein Projekt hat: ein ewig langer Quergang, wahrscheinlich fb7b+. Ich habe 2 schicke Touren durch die überhängende mit Eisenplatten verzierte Wand geklettert, bevor wir uns von allen verabschiedet haben und mit alten Technokasseten im Deck wieder nach Hause gefahren sind.
Vielen Dank an unsere Gastgeber und Helfer für das geile Wochenende. Ach ja, da noch ein paar Ringe unverbaut geblieben sind, müssen wir wohl nochmal wiederkommen. Nützt ja nüscht...
Viele Grüße
Basti