Montag, 14. Dezember 2015

Erinnerungen werden wach...

Vor gerade mal einem Jahr waren wir in Frankreich auf großer Tour. Diese Jahr hat auch Chris Sharma eins der schönsten Klettergebiete in Südfrankreich besucht, in dem wir klettern waren: Mouries. Da kommen Erinnerungen auf...

Samstag, 12. Dezember 2015

Schmuddelwetter nein danke! - El Chorro 2015

Hola Chicas y Chicos...

...wir sind in Aufbruchstimmung und wir brauchen mal wieder Veränderungen...
...wir wollen dem täglichen Stress und Trubel entfliehen und mal wieder richtig Zeit für uns und vorallem zum Klettern haben! Also ab in den wohlverdienten Jahresurlaub und ab in den Süden!

Da wir es schön warm haben wollen, entschließen wir uns dieses mal in den Flieger zusteigen und uns nach Malaga, in Andalusien, bringen zu lassen. Neu für uns ist das Fliegen mit Emma, denn Emma kennt Flugzeuge bis dato nur als kleine Punkte am Himmel. Aber schon die Ankunft am Flughafen in Berlin und der erste große vorbeirollende Flieger bringen Emma so richtig in Fahrt! ("Ooooooorrr großes Flugzeug....oooorrrr !")
Am Check-In treffen wir Alex und Eline unsere zwei Reisebegleiter (übrigens die allerbesten, die man sich vorstellen kann!). Getränke für die Mädels dürfen wir in den Flieger mitnehmen...dank dem äußerst kulanten Sicherheitsdienst. Und schwuppdiwupp befinden wir uns auf reichlich 10461m Höhe. Der Flug bereitet keine Probleme, die Weiber sind begeistert von den vielen Getränken, die sie serviert bekommen und auch die 3 Stunden Flugzeit vergehen "wie im Flug". Kurz vor Malaga wirds dann etwas turbulent, wir befinden uns im Landeanflug und schweben über den Stauseen und Bergen von El Chorro entlang (und können sogar schon Häuser und Autos erkennen) als uns kleine Wolken immer wieder ausbremsen... buaaahhhh....so ein Gewackel....
Aber letztlich setzt der große Vogel sicher auf spanischem Boden auf.
Schnell ist das Gepäck und der Mietwagen besorgt und dann fahren wir noch ein Stündchen zu unserem Haus. Die Mädels sind platt und schnarchen was das Zeug hält.
In unserer urigen Hütte angekommen, packen wir fix aus, kochen noch Nudeln und essen die Dekoration  -erntefrische Mandarinen aus der Region - weg. Dann gehts ab ins Bett. Unsere Behausung ist traditionell andalusisch eingerichtet und verfügt über das Notwendigste (Gasherd, Küche, Kühlschrank und eine sehr eigensinnige Dusche...) und drei Schlafzimmer.
El Chorro bedeutet ein paar Häuser, jede Menge Strommasten und -Leitungen und unendlich viel Fels....
Unser Haustier: Bärbel, die Gottesanbeterin
Am nächsten Morgen geht´s erstmal nach Aloro einkaufen. Ein Wahnsinn, wie die Spanier einen Supermarkt und ein Parkhaus inmitten einer Steilhang-Stadt in den Fels bauen können.
Nach unserem kurzen Ausflug zieht es uns dann nach Las Encantadas (unser Hausberg) an den Fels. Nach einer kurzen Suche entdecken wir eine Lagerplatz, der alle geforderten Ansprüche erfüllt: eben, hängemattentauglich, schattig und windgeschützt. Gar nicht so einfach, da hier eigentlich alles am Hang ist. Nachdem wir uns gemütlich gemacht hatten, wurden die Kids abgefüttert und in den Schlaf geschickt. Basti und Alex sind derweilen in die erste Kletterschicht gegangen. Insgesamt dominieren hier senkrechte Wände, in beide Richtungen leicht geneigt. Die Kletterei ist gerade in den liegenden Bereichen sehr technisch. Zum Warmwerden war 6b+ schon ganz gut. Da sich hier in den letzten Jahren seit der Veröffentlichung des Rockfax-Kletterführers 2009 ein paar bohrfreudige Kletterer ausgelassen haben, sind wir auch in einer noch nicht verzeichneten Platte hinaufgestürzt. Sehr geile Züge an kleinsten Leisten und kleinen Trittlöchern, wahrscheinlich 6c+.
Während sich die Erwachsenen in 2er-Teams in den Wände abmühten, erkundeten Emma und Eline die Umgebung.
"Program genozida" (6b)
Den nächsten Tag verbrachten wir im Sektor Albercones. Nachdem wir gestern ein wenig vom Winde verweht waren, gab es hier fast keinen Wind, dafür aber ein herrliches Spielparadies am Hang inmitten von Pinien. Dass der Fels ebenfalls von super Qualität war und - zumindest für meinen Geschmack- die richtige Neigung hatte (liegend!), ließ alle ohne Meckern den Tag ertragen. Als Krönung für die Kids war der Zug, der 3 mal am Tag aus den Eisenbahntunneln rauskam, und unter uns wieder im Berg veschwand.
Für mich sehr erfreulich war, dass hier fast alle mit Helm klettern. Das ist aber auch nötig, da es über den Klettergärten noch etliche Meter Fels gibt, durch die auch einige Mehrseillängen gehen. Außerdem soll es viele wilde Ziegen geben - gesehen haben wir aber keine. Steinschlag gab es bei uns in der Woche zum Glück nur einmal nebenan. Nach Regen soll hier aber mehr vertikales Fallobst untwergs sein.
In Albercones sind die Touren wieder schön technisch. Bis 7a+ arbeiten wir uns hoch, meinst RP, für den 2. Versuch in "Sufre mamon" (7a+) reicht aber die Zeit nicht mehr.
Wachsame Augen bebachten uns...

"El vuelo de los peluos" (6a+) - diese Tour verlangt "laterales Denken"

Sarah denkt auch seitlich...
Klettern ist für jung und alt

Der Mittwoch sollte der "kälteste" und bewölkteste werden (17°C), daher fuhren wir nach Vale de Abdalajis, dem Mekka der Plattenkletterer. Südseitig und windgeschützt wird es hier schnell zum Backofen. Obwohl der Fels an einem steilen Hang steht, fanden wir zwischen den kleinen Palmen einen ebenen Spiel- und Lagerplatz. Die kleinen Pfade durch Dickicht haben Emma und Eline begeistert. Verstecken und Fanger spielen ging hier super. Auch die Großen hatten ihren Spaß. Technisches Plattengeschleiche dominierte, aber auch ein paar kleine neuerschlossene Dächer haben uns viel Freude gemacht. Gerade, weil die noch nicht im KleFü eingezeichnet waren, konnte man richtig schön unbedarft herangehen und ich muss sagen, dass eine von den Touren bestimmt mit zu den Top 50 der Region gehört!

Der Schlüsselzug der unbekannten Top50 Tour (ca. 6b+)
Ein paar Meter höher heißt es Platten schleichen par excelence
Auf großer Expedition im Wandfußdschungel
 Von Alex schon lange herbeigesehnt, ging es am Donnerstag endlich ins Überhangland: Desplomilandia. Nach einer halbe Stunde kurviger Fahrt ins Gebirge entlang riesiger Stauseen waren wir da und das Thermometer zeigte uns ungewohnt einstellige Temperaturen an. Zum Glück ist das Gebiet nordseitig ausgerichtet - da schwitzen wir nicht so sehr... Ein gewaltiger Felsriegel zieht sich hier am Hang entlang, meist überhängend - hier gewinnt der größte Bizeps :) Am Wandfuß fand sich wieder ein recht geeigneter Platz, wo wir auch die Hängematten für die Kids aufhängen konnten und dann haben wir uns den ganzen Tag in Top50 Routen herumgetrieben. Sieht die Struktur anfangs noch echt kompakt und schwer aus, zeigt sich bei genauerer Betrachtung doch vieles besser griffig. Obwohl wir langsam Sportkletterer geworden sind (wir waren erst gegen 11 am Fels...) bin ich den oberen Teil meiner ersten Tour mit fast tauben Fingern vor Kälte geklettert. Nachdem sich aber der Kreislauf drauf eingestellt hatte, ging es. So konnte wir die herrlichen Touren "Alobeitor" (6a+), "Sin manteminiendo" (6a), "Buena sombra" (6b+) und "Yogur de Coco" (6c) klettern. Um den Mädels auch mal eine Freude zu machen, sind wir dann nicht ganz so spät wieder los und haben nochmal einen kleinen Ausflug zum Stausee gemacht, wo wir etliche Kilo Steine und Beton ins Wasser geworfen haben.
Oranger Fels bedeutet überhängend...
Von was hier wohl geträumt wird?

Ein herrlicher Ausblick auf den Stausee
Steine werfen macht riesig Spaß
 

Am nächsten Tag ging es nochmal nach Frontales, diesmal aber ein Stück weiter den Felsriegel nach hinten in den Sektor Castrojo. Hier hatte Alex noch eine Rechnung mit dem "Little brown Baby" (7a+) offen. Da der Wandfuß nicht so gut war (klein und danach gings runter), haben wir nur eine Aufwärmtour gemacht und sind ins Baby eingestiegen. Leicht überhängend, im unteren Teil große Griffe (wie in ner Halle) musste ich auf ca. der Hälfte der Schwerkraft den Vorzug geben. Meine Arme waren dick, mit 2 Erholungspausen habe ich mich aber nach oben arbeiten können. Alex konnte es dann flashen. Nicht schlecht. Da neben dem Sektor ein kleiner Steinschlag nach unten ging, sind wir wieder hinunter auf den Parkplatz und haben dort die Hängematten aufgespannt. Unseren Plan, dass Sarah und ich zum Caminito del Rey gehen und uns den anschauen, während die Mädels schlafen, haben die beiden zunichte gemacht. "Nicht müde"... Die einzigen, die rumlagen und sich ausgeruht haben waren die Erwachsenen... Also gab es noch ne kurze Kletterrunde für Alex und Sarah während ich mit den beiden Essen gekocht, Burgen gebaut und wandern gegangen bin. Gegen 3 machte sich dann doch eine leichte Müdigkeit breit, die mit mehr oder weniger Protest akzeptiert wurde. Ergebnisorientiert würde ich sagen: am Ende haben sie geschlafen :)
Also auf zum Caminito. Kletterer sollten hier laut Flyer kostenlos durchkommen. Testen wir es mal aus. Die Homepage des Weges ist sehr lustig. Was man alles nicht darf (sein Kind auf den Arm nehmen) - wir mussten einige Male schmunzeln: http://www.caminitodelrey.info/de/#1 Man aktualisiere regelmäßig die Internetseite um zu schauen, ob die 4 Elemente nicht zu sehr toben, ansonsten hilft auch der Helm nichts... :D Gegen den Strom gelaufen erreichen wir den Eingang zur Schlucht, der seit der Restaurierung mit Zaun abgesperrt und von Kameras überwacht wird. Ein freundlicher Mitarbeiter sagte uns, dass wir nur mit gültiger Karte Eintritt hätten (die gibt´s am Nordausgang - 7km direkte Luftlinie), die ganzen Touren in der Schlucht aus Sicherheitsgründen gesperrt sind und wir wirklich nur mit gültiger Karte hinein könnten. Danach meinte er noch, wenn er Kletterer wäre, er würde durch die Eisenbahntunnel laufen, es fahren ja eh nur 3 Züge pro Tag und Richtung. Das wird auch fleißig von Kletterern praktiziert, allerdings sollte man dafür die Schilder mit der angedrohten Strafe von bis zu 6000€ übersehen und über/unter den 3-4m hohen massiven Sicherheitszaun klettern/kriechen können. Schon lustig, dass von einem offiziellen Angestellten zu hören... Vielleicht gibt´s ja Provision für jeden gemeldeten kriminellen Kletterer... :) Da das nichts wurde, sind wir halt noch ein bisschen klettern gegangen und haben den Tag richtig gut ausgekostet.
Spielplatz mit Aussicht auf das untere Staubecken
"Little brown baby" (7a+)
Der Caminito del Rey führt sehr lufitg durch dieses genial aussehende Schlucht... Wir haben leider keinen weißen Bauhelm bekommen und konnten es daher nur von Außen bewundern
An unserem letzten Klettertag ging es in den Sektor Suizo. Hier gibt es unter einer vorgelagerten Wand einen herrlichen steinschalggeschützten Lagerplatz mit Hängemattenbäumen, ebener Fläche, viele Spielelemente und anschließender Kletterwand. Mit jeweils 4/5 Touren haben wir es nochmal krachen lassen. Persönliches highlight was die Onsight-Begehung von "Judea del frenta popular" - eine 43m lange 7a+ Verschneidung. Genau mein Ding: viel Fußarbeit und dank sächsischer Kamin- und Schulterrißtechnik konnte man sogar zwischendurch ausruhen :)  Sarah hat sich im Toprope auch zügig hinausfgearbeitet und Alex konnte auch seinen Onsight abholen. Während sich die Mädels danach auf dem Lagerplatz ausgetobt haben, Asado gemacht, Verstecker gespielt haben, haben wir 2 von den 3 direkt angrenzenden Wegen geklettert. Hart bewertet und sehr technisch... Kam einem echt schwerer als 6a+ und 6b vor. Nachdem wir die letzten Meter und Minuten am Fels nochmal richtig genossen haben, ging es wieder zum Auto und 3 Minuten zurück zum Haus. Packen war die Ansage, die aber durch ein bisschen Bildungsfernsehen aus dem Internet aufgepeppt wurde.
Alex klettern direkt überm Lagerpaltz "Mas potenzia" (hart 6a+)

Am Sonntag hatten wir bis zum Flug noch ein bisschen Zeit, also sind wir auf den Aussichtspunkt gegenüber von El Chorro gefahren und haben den Ausblick (erstes Foto) und den verschmusten Hund der benachbarten Kneipe genossen. Zum Abschluss ging es nochmal ans Meer. In direkter Nachbarschaft zum FLughafen haben wir noch knapp 2 Stunden im warmen Sand verbracht. Im Internet stand, 18°C Wassertemperatur - zu kalt zum baden :) Den Mädels hat es gefallen.
Mit dem Einchecken auf dem Flughafen ging dann unser Urlaub schon wieder zu Ende. Schade, schade. Aber die nächsten Urlaubsideen haben wir schon besprochen. Anthen soll auch sehr viele schicke Klettergebiete haben und die Fluganbindung ist ja auch nicht so schlecht... :)
Endlich mal ne Wäsche ;)
Volle Aufmerksamkeit am Flughafen in Malaga

Viele Grüße
Basti

Sonntag, 22. November 2015

und plötzlich wird es Winter...

Unser Wochenende verspricht kalt und schmuddelig zu werden.
Macht nix, denn  Basti und Emma haben einen Spieletag bei den Großeltern geplant (mit anschließendem Konzertbesuch von Basti und Sören), während ich den halben Tag auf der Autobahn verbringen werden und die andere Hälfte in der Kletterhalle Darmstadt beim Kletterhallentreffen 2015 den Vorträgen lauschen werde. So folgte auch die Umsetzung des Tages...mit jeweils auch dem Fazit: es handelte sich in beiden Fällen um eine gelungene Veransaltung.
Meinerseits kann ich berichten, dass die Vorträge ganz interessant waren, die zur Schau gestellten Griffe und Volumes noch geiler denn je waren und die dortige Verpflegung  den Tag absolut krönte!

Der Sonntag startete mit: AUSSCHLAFEN!!!! Da Emma gleich bei Oma+Opa übernachten durfte.
Bis 8 Uhr habe ich es in den Federn ausgehalten, gegen neun kam Basti dann auch dem Bett gekrochen. Das Wetter draußen war einfach zu schön, um lange liegen zu bleiben. Unseren Plan heute auf die Caravaning Messe zu fahren und nach einem anständigen Hochdach für den Bus zu schauen, überwarfen wir sofort und beschlossen irgendwo hoch ins "Gebirsche" zu fahren, um im Schnee wandern zu gehen.
Also sattelten wir den Bus, sammelten unterwegs noch Emma und den Rest der Flemmigs ein und auf ging´s in seichte Schneegestöber.
Nach einem super leckerem Mittag in der echt erzgebirgischen Kneipe "zum Erbgericht" drehten wir noch ein schönes Ringel durch den Wald von Satzung und liefen zum Hirtstein, während Emma genüßlich eingemummelt ihren Schönheitsschlaf hielt. Erst ab den wirklich wichtigen Stellen des Weges...dem steinernen Fächer und den Felsen des Hirtsteines musste auch Emma mal selbst die Füße in die Hand nehmen.
Prächtige -1,5°C wehnten uns eisig um die Nasen, aber dick eingepackt und in dem schönen (aber leider spärlichen 2 cm hohen) Schnee konnte uns die Kälte nix anhaben.



Herrlich...endlich wieder richtiger Winter.
Den Nachmittag verbrachten wir passend mit Höhle bauen unterm Stubentisch und dem saisonbedingten Indoor-Klettertraining für Emma. Jetzt werden die Grundsteine für eine erfolgreiche Saison am Fels gelegt!:-)
Berg heil, Papa!


Frostige Grüße!
BSE

Donnerstag, 29. Oktober 2015

Neue Wege braucht das Land - Erstbegehen im Zittauer Gebirge

Schon seit einer Weile steht es groß im Kalender: Zittauer Gebirge - Erstbegehung Ende Oktober! Mit Jens schon seit langer Zeit geplant, ging es am Freitag in der Früh zusammen mit Joni als Fotograf in knapp 3h nach Jonsdorf. Nach großem Hallo haben wir erstmal bei einer gemütlichen Tasse Tee zusammen mit Tobi alles nochmal besprochen. Danach wurden die Sachen gepackt und der ewig lange Zustieg von ca. 5 Minuten (was gäbe ich zu Hause dafür!) gemeistert. Das Wetter ließ Gutes hoffen: Kühl, leicht sonnig und ein bisschen Wind.
Das Bürstensortiment ist gezückt, eskann los gehen!
Hardware
Joni auf dem Weg in die Fotografierposition
Vor Ort haben wir die Quacke erstmal von allen Seiten erkundet und haben von oben schonmal das Fotografenseil befestigt. Damit wir nicht in der totalen Dreckschleuder aussteigen müssen, wurde erstmal grob von Nadeln gesäubert. Danach hieß es am Einstieg erstmal Crashpads sortieren, denn wir wollten die Einstiegshangel ausbouldern. Schon von unten konnten wir die drei Teile des Weges erkennen: Zuerst eine linksgeneigte Hangel, dann würde wohl ein Mantle oder so auf ein rundes Band die ersten Schwierigkeiten bieten. Als Schlussbuquet gab es dann noch einen Bauch, über den wir irgendwie drüber mussten, um eine rollige Rinne hinaufzuklettern. Mal schauen.
Jens gebührte der erste Versuch, schließlich ist er der Grund, warum wir alle hier sind. Nach einigen Versuchen und getroffenen und verfehlten Absprüngen hat er sein Projekt auch für uns frei gegeben - zu groß war die nervliche Anspannung. Also ging Tobi gleich dazu über, mit seinem reichhaltigen Bürstensortiment alles auf Hochglanz zu polieren. Nach einigen Diskussionen, wo wir denn welche Ringe setzten könnten, entschieden wir uns, den Weg ein bisschen besser als unbedingt nötig abzusichern, schließlich sollte es auch noch Wiederholungen geben und nicht alle wegen der ungesicherten Hangel abgeschreckt werden. Ich hatte schließlich die Ehre, mit dem ganzen Geraffel einzusteigen. Da wir alle zusammen noch keinen Cliff gesetzt hatten, habe ich eine Sonderspezialanfertigung von Robert Leistner erstmal nur gesetzt und bin wieder abgeklettert. Von unten dann die Zugprobe - alles hielt. Also runterschleudern und nochmal einsteigen. Vorsichtig in den Hook setzen - hält. Robert´s Spezialanfertigung ist wie gemacht für die Stelle! Ab jetzt ist arbeiten angesagt: Bohren, ausbürsten, auspusten, Kleber einfüllen, Ring reinklopfen. Insgesamt dauert das Prozedere ca. 20 Minuten und war weniger anstrengend als ich befürchtet hatte.
Jens testet die ersten Hangelmeter an
Bohren...

... putzen und kleben...
... und schließlich den Ring reinkoppen. Fertig! Der erste Ring sitzt.

Die Wartenzeit von 2h überbrücken wir, indem wir uns im (neu begangenen) Talkamin (III) den Kreislauf wieder hochschubbern. Nicht schwer, aber ein bisschen anstrengend.
Talkamin (III) - ein bisschen Adr-feeling kommt schon auf
Nachdem wir bei Tee noch über die üblichen Kletterphilosophien geschwärmt hatten, war die Aushärtezeit um. Jens verzichtete darauf den 2. Ring zu bohren, also ging ich wieder ins scharfe Seilende. Entspannt den 1. Ring geklinkt (welch ein Gefühl!) ging es bis zum Ende der Rippe. Auch hier gab es wieder eine recht gute Cliff-Position, die aber permanent nach links belastet werden wollte. Komplett ausgefahren wurde das 2. Ringloch gebohrt, schon anstrengend. Als Schlüsselstelle erwies sich jedoch das einpressen den Klebers. Nachdem das geschafft war und der Ring festgekloppt im Fels saß, habe ich am 1. Ring abgeseilt. Die Zeit war schon fortgeschritten, also Sachen packen und Heim. Mit Tobi bin ich noch Mischdüsen und Abendessenszutaten kaufen gefahren und danach wurde in der Blockstube edel geköchelt, damit wir unsere Energiereserven wieder aufstocken konnten. Der Abend wurde dann auch ein wenig länger...
Der Samstag begann mit einem guten Frühstück und dann packten wir uns ein wie die Michelinmännchen: 3°C. Am Wandfuß angekommen schien zum Glück die Sonne in die Wand und der Lagerplatz war windgeschützt. Jens durfte anfangen und konnte den 2. Ring auf sturzsicherheit testen. Die Züge am 2. Ring vorbei schienen echt schwer zu werden... Genau das richtige für unseren Boulderer Tobi. Ausgestattet mit einer Reihe verschiedener Bürsten putzte, probierte und stürzte er fast 1 Stunde am Ring herum... Schließlich hatte er eine Sequenz heraus, bei der man ein paar kleine Aufleger festknallen musste und einen weeeeeiiiiiten Kreuzzug in eine Fingerkuppendelle machen. Das Hauptproblem war, dass der Fels ganz schön rollig war. Die Reihe war wieder an mir und nach einigen Versuchen hatte ich Tobi´s Sequenz für mich optimiert und hockte im überwölbten Band. Ein paar Heidelbeerbüsche vor mir band ich mit einer Schlinge zusammen und das sollte meine Sicherung zum Ringbohren sein. Freistehend habe ich nun die nächste halbe Stunde damit verbracht, den Ring in den Fels zu bekommen. Die Waden haben gebrannt... Nach vollendetem Werk ging es wieder für 2h Trockezeit hinunter. Wir nutzten auch hier die Wartezeit damit, dass Jens seinen Sack im "schwersten AW des Gebirges" am Waltersdorfer Turm erneuern konnte.
Jens auf dem Weg zum 2. Ring

Tobi an ungefähr der gleichen Stelle
Bei einem der vielen Versuche, die Schlüsselstelle zu klettern. Die Ziel-Delle ist noch weiter links hinten....

Ein bequemer und gut gesicherter Standplatz zum bohren ist einfach alles...
Jens im AW (IV) am Waltersdorfer Horn
 Jetzt galt es: Wir hatten noch eine Stunde bis es anfing zu dämmern, also Gas geben. Uns war mittlerweile klar, dass wir am 3. Ring bauen mussten. Nach einer kurzen Aufwärmpause am 2. Ring hab ich einiges an Flugmeilen sammeln müssen, weil (meist beim letzten schweren Zug) die Füße von den kleinen, abschüssigen Tritten gerutscht sind... Nervig. Der Abend brachte wieder ein bisschen Feuchtigkeit, was die Griffe nicht leichter halten ließ... Irgendwann hatte ich mir selbst meine letzten Versuch gegeben und mit dem letzten Körnchen konnte ich den rettenden Griff festhalten. Der Weg war eigentlich schon fast in der Tasche. Tobi kam nach und positionierte sich als Baumann. Nach einem Testlauf trampelte ich ihm auf den Schulterblättern rum und konnte mich Zentimeter für Zentimeter zum Tritt hochschieben lassen. Die letzten Meter der Rinne waren dann nur noch Form. Nachdem Tobi hinterhergekommen ist und sich Jens auch noch von unten hinaufgearbeitet hatte, konnten wir unsere Freude nicht mehr zurückhalten. Mittlerweile war es schon recht dunkel und schon beim Abstieg ging die Diskussion um Schwierikgeitsgrat und Name los. Da auch die Quacke höchstwahrscheinlich noch nicht ernstgenommen wurde, musste auch dafür noch ein Name her. Herausgekommen ist dabei folgendes:

ASSISTENT (keine AÖ, aber Baum)
AW - I - In der Schartenseite Riß zG.
TALKAMIN - III - Sebastian Flemmig, J. Findeiß, J. Theilig, T. Vogel, 24.10.2015: Rechts in der Talseite engen Kamin auf Absatz. Rechts Wand zG.
KUCKUCKSEI - VIIIb - Sebastian Flemmig, T. Vogel, J. Findeiß, 25.10.2015: Rechts in der Talseite linksgeneigte Hangel (2R) zu Band (R). Unterst. Rinne kinksh. z. Abs. Bel. zG.

Am Abend gab es nochmal Gourmetessen und die ersten Videoschnipsel wurden betrachtet... Ich bin schon freudig gespannt...
Dieser Zug bringt einemzum verzweifeln... In einem der vielen Durchstiegsversuche....
Die finale Hürde: eine klassische Baustelle. Freigeklettert bestimmt bei guten Bedingungen auch möglich, aber weit jenseits unserer Möglichkeiten
Am Sonntag ging es nochmal bis Mittags an die Wilde Sau, wo Tobi sein Projekt hat: ein ewig langer Quergang, wahrscheinlich fb7b+. Ich habe 2 schicke Touren durch die überhängende mit Eisenplatten verzierte Wand geklettert, bevor wir uns von allen verabschiedet haben und mit alten Technokasseten im Deck wieder nach Hause gefahren sind.
Vielen Dank an unsere Gastgeber und Helfer für das geile Wochenende. Ach ja, da noch ein paar Ringe unverbaut geblieben sind, müssen wir wohl nochmal wiederkommen. Nützt ja nüscht...


Viele Grüße
Basti

Mittwoch, 21. Oktober 2015

Flucht in den Süden

Während Sarah und Emma letzte Woche den ersten Schnee bestaunen konnten, hatte ich die Möglichkeit nach einer Dienstreise nach Mailand gleich noch ein paar Tage Urlaub zu haben. Da in der Nähe ein paar hübsche Klettergebiete liegen, fiel die Wahl nicht schwer. Mein erstes Ziel war Riva del Garda, dass ich mit Bahn und Bus spät am Abend erreichte und mich erstmal 2 Tage entspannte. Die Zeit bis Sonntag musste sinnvoll überbrückt werden, denn da kam der Rest der Familie mit meinem Bus im Schlepptau runter gefahren. Also habe ich ausgiebig ausgeschlafen, war wandern, lesen, fernsehn schaun und schön Essen. Alles, was ich zu Hause halt nicht so schaffe... Herrlich. Bei schönem Wetter war es richtig angenehm.
Bick von der Kapelle Santa Barbara auf Rivas Altstadt
Ab Sonntag verlegte ich meinen Wohnsitz dann endlich mobil und es ging mit Sören auch gleich zum warmwerden nach Belvedere zum klettern. Schön speckige Griffe erforderten erstmal wieder ein bisschen umgewöhnen. Bis 6c+ haben wir uns hochgearbeitet - bei mir war es allerdings mehr Krampf als Kampf...
Am Montag sollte es nochmal schön werden, bevor sich ein größeres Schlechtwettergebiet angekündigt hat. Das hieß für uns, dass es eine Mehrseillängentour werden musste. Am Monte Colt fiel unsre Wahl auch "Penelope" (6b+), eine schöne 7SL-Tour, die von allem was hatte: Rißverschneidung, Kaminverschneidung, Platte, Überhang. Mit Rucksack war es ganz schön anspruchsvoll,beim nächsten mal Sportklettertour lassen wir die bestimmt unten... Zum Glück fielen die 6b+ Seillängen an Sören. Ich hab die erste nur mit Exenhilfe überwinden können. Hammerhart: abdrängend, leicht überhängend, nur Knirpelgriffe... Respekt! Auf den Platten habe ich gemerkt, dass wir abends noch dringend neue Kletterschuhe kaufen gehen müssen. Der Schuh blieb an Ort und Stelle stehen, mein Fuß hingegen ist langsam aus ihm herausgerutscht...
Zu Beginn geht´s gleich mit einer athletischen 6a+-Verschneidung los

Die herrlichen Platten im oberen Teil
Sören an der letzten überhängenden Schlüsselstelle der Tour
Anschließend haben wir uns noch eine A1-Seillänge hinaufgearbeitet. Sören hat´s unglaublich Spaß gemacht, ich war total platt vom Exen-ziehen.Die restlichen 11 Seillängen haben wir uns für später aufgehoben...
Am Dienstag war das Wetter ein bisschen zugezogen. Es sollte im laufe des Tages feucht von oben werden, also sind wir nach Massone gefahren. Hier hängt die Wand so über, dass auch bei Regen 2m am Wandfuß trocken sind. Nachdem wir uns verfahren hatten und in winzigen Dorfgassen schon die Spiegel anklappen mussten, um durchzukommen und 15 Minuten auf einer kleinen Kreuzung umgelenkt hatten, haben wir dann die richtige Zufahrt gefunden. In einem kleinen Hochtal mitten im Olivenhain gelegen macht es einen geilen ersten Eindruck. Zusammen mit Katja und Hirsch haben wir uns die Wege bis 7a+ hochgearbeitet. Bei 27 Meter und leichtem Überhang ging es furchtbar auf die Ausdauer. Gutes Training. Meine Touren bis 6c+ konnte ich alle im 2. Go punkten.
Hirsch in "Mirta del Pineto" (7a+)
Da uns die Finger nach 3 Tagen Klettern echt weh taten, war erstmal Ruhetag angesagt. Den Vormittag haben wir in Arco´s Kletterläden verbracht und am Nachmittag sind wir auf den Monte Brione gewandert. Beeindruckende Bunkeranlagen aus dem 1.Weltkrieg stehen dort oben und wir hatten einen schönen Blick auf den Gardasee. Leider war der Ausblick nicht so schön, denn wir haben die ganzen Regenfronten zu uns ziehen. Den Abstieg haben wir dann auch im strömenden Regen gemacht.
Blick über Riva
Typisches Gardasee-Wetter sieht eigentlich anders aus...
 Das Regengebiet blieb dann doch die ganze Nacht. Trotzdem wollten wir es nochmal in Massone versuchen und siehe da, die Touren vom letzten Mal waren zwar nass, aber es gab noch jede Menge trockenen Stoff zum klettern. Und so haben wir uns die Finger nochmal langezogen. Highlight war auf jeden Fall "Action Direct" (6c+). Außerdem hat sich Sören aus versehen in einer 8a probiert und dann den Boulder einer 7b nicht geschafft. Zum rausbauen haben wir uns eine brutal technische und schwere 6b-Verschneidung (Kabul) hochgesessen. Alter Schwede...
Modisch korrekt in "Musetto e big gim" (6b+)
Den Freitag hat es geschifft wie die Sau und da blieb nur eine Wahl: Kletterhalle Bozen. Zusammen mit Mutti und Vati haben wir einen schönen Tag am Plastik verbracht.
Pünktlich am letzten Abend reißt der Himmel auf...
Damit war die Woche auch schon wieder rum und ich bin mit Sören am Samstag schon nach Hause gefahren. Am Brenner lag Schnee und die Luft roch schon richtig nach Winter...
Auf dem Weg vom Brenner nach Innsbruck
Das herbstlich/winterliche Zugspitzmassiv
Viele Grüße
Basti